Hütte Landshuber Weiher

Wer kennt sie nicht, die Landshuber Weiher. Ein wertvolles Biotop, ein Kleinod und beliebtes Ziel für Spaziergänge und Wanderungen aus der näheren Umgebung. Zu jeder Jahreszeit, sei es im Sommer zur Seerosenblüte oder im Winter, um einige Pirouetten zu drehen oder ein spannendes Eishockeyspiel durchzuführen.

Förster Hans Groß und Sohn Detlef am Seerosenweiher, 1960.
Landshuber Weiher Spielfilm

Das Nordufer des dritten Landshuber Weihers ist ein Drehort für den am 03.02.2023 in der ARD ausgestrahlten Spielfilm „Da hilft nur beten!“. Im Verlauf der Komödie hat es den Anschein, dass der Weiher unmittelbar hinter der Abtei Rommersdorf gelegen ist. Die Abtei befindet sich im Neuwieder Stadtteil Heimbach-Weis und dient als Hauptkulisse für diesen Film.

Die heutigen vier Weiher befinden sich in der Talmulde des „Hintersten Bachs“ am südwestlichen Ende der Landshuber Weiden. Der erste, auch oberster Weiher genannt, schließt sich unmittelbar an die Landshuber Wiesen an, der Seerosenteich wird als zweiter Weiher bezeichnet, gefolgt vom Weiher mit der Hütte und dem untersten Weiher als letzter, kurz vor dem Beginn des Brexbaches.

Erster Weiher mit Blick aus südwestlicher Richtung auf den Backes und das Forsthaus, 1960.
Erster Landshuber Weiher 1939
Blick vom ersten Weiher auf die Landshuber Gebäude. Teil einer Ansichtskarte „Baumbach" aus dem Jahr 1939.
Auf dem Damm des dritten Weihers (heutiger Hüttenweiher). Das Foto wurde 1952 von der Familie Stoffels aufgenommen.
Gleiche Position, aufgenommen im Frühjahr 2021.

Über Jahrzehnte hatten die einzelnen Weiher unterschiedliche Pächter. Das gilt besonders für die letzten beiden Teiche, deren Betreiber häufig wechselten. Ganz anders sieht es mit den ersten beiden Weihern aus. Diese hat die Familie Keller aus Höhr-Grenzhausen seit 1968 bis heute, ohne Unterbrechung in Pacht. Zunächst bis 1985 zusammen mit Förster Hans Groß. Ein markantes Bild für die Landshuber Weiher ist die heute noch existierende Hütte am südöstlichen Ufer des dritten Weihers. Von 1954 bis 1967 ist die Familie Dr. Kramann aus Höhr-Grenzhausen Pächter des dritten und vierten Weihers. Zwischen November 1962 und Februar 1963 wird die Hütte im Revier von Förster Hans Groß gebaut. Zwei seiner Waldarbeiter, Willi Lehmler und Franz Kozauer aus Hillscheid errichten diese Hütte während ihrer Winterpause. Das dazu nötige Holz wird im damaligen Sägewerk Saal in Hillscheid zugeschnitten und mit einem Pferdefuhrwerk über den historischen Weg (Hillscheid-Baumbach) zum dritten Weiher transportiert. Der nachfolgende Pächter Dr. Trümper aus Limburg erweitert nach 1967 die heute noch bestehende Holzterrasse.

Die im Februar1963 fertiggestellte Hütte am dritten Landshuber Weiher. (Foto: Fam. Dr. Kramann)
Dr. Kramann inspiziert den Bau der Eingangstür zusammen mit Willi Lehmler und dem Schlosser Alfred Häuser. (Foto: Fam. Dr. Kramann)
Pächter Dr. Kramann kontrolliert den Mönch am Hüttenweiher. (Foto: Fam. Dr. Kramann)
(Foto: Fam. Dr. Kramann)
Das „Innenleben“ der Hütte 1979 (Foto: Fam. Zinndorf).

Im Frühjahr 1962 errichtet Dr. Kramann ein Betonprofil für einen Notüberlauf. Holzschieber sollen bei starker Füllung des Weihers gezogen werden, um das Wasser weiter in den vierten Teich zu leiten. Mit dieser Aktion soll der Damm geschützt werden. Dieser Überlauf existiert heute noch am nordwestlichen Ufer.

Der Notüberlauf im Frühjahr 2022.

Weitere Pächter des dritten und vierten Landshuber Weihers waren unter anderen Herr Hübinger (Firma JASBA-Mosaik), zusammen mit Artur Zinndorf aus Baumbach in der Zeit vom 01.01.1978 bis zum 31.12.1989. Danach folgten in mehr oder weniger kurzen Abständen noch weitere Betreiber. Heute können passionierte Angler mit gültigem Fischereischein für diese beiden unteren Weiher beim Forstamt Neuhäusel einen Tages- oder Wochenendschein erwerben, mit oder ohne Hütte.

Das Thema Fischfang ist der ursprüngliche Grund dafür, dass Menschen diese Weiher künstlich aufstauen. Der kurfürstliche Hof benötigt große Mengen an Fisch, und das nicht nur zur Fastenzeit. Deshalb lässt man an vielen geeigneten Stellen in Kurtrier, Bäche präparieren und Teiche anlegen, so auch südwestlich der Landshube.

Bereits 1402 erste Erwähnung!

Nach meinen Recherchen erweisen sich die ursprünglichen fünf Landshuber Weiher als wesentlich älter wie bisher dargestellt. Der erste schriftliche Hinweis stammt aus dem Jahr 1402. Im Vallendarer Schöffenweistum (= der Schöffe hat „geweist“, und jeder „weiß“, welches Recht gesetzt ist) heißt es:

Auch 1652 werden bereits fünf Weiher erwähnt. Fast alle schriftlichen Hinweise aus heutiger Zeit beziffern 1666 als das Jahr für die Neuanlage der Landshuber Weiher und beziehen sich wahrscheinlich auf die Aussage des Autors Fritz Michel aus dem Jahr 1958: „5 kleine Weiher waren 1666 bei der Landshub im Brexbachtal um 229 Reichtaler neu gebaut worden.“ (Michel, Fritz, Forst und Jagd im alten Erzstift Trier, Trier, 1958, S. 193). So entsteht der Eindruck, dass im Jahr 1666 fünf Weiher neu angelegt werden. Allerdings bezieht sich „neu gebaut“ auf eine Reparatur der bereits seit mindestens 1402 bestehenden fünf Teiche. Der Autor Fritz Michel denkt wohl an einen Bericht der Kellerei (Amt) Montabaur aus dem Jahr 1666 über eine Zahlung von 229 Reichstaler an einen Seegräber, für die Reparatur der Weiher:

Wir kennen heute vier Landshuber Weiher. Das war nicht immer so. Wie bereits erwähnt, berichtet eine Aufzeichnung aus dem Jahr 1652 über fünf Weiher:

W1652

Setzlinge sind junge Besatzfische (um ein Teich zu besetzen). Diese Fische haben ihren ersten Sommer (einsömmrig) hinter sich, sind also schon älter als die Brut (Brütlinge).

In dem Bericht der Kellnerei Trier erscheinen nur noch 4 Weiher.

Auch 1774 werden nur vier Weiher in ihrer Größe beschrieben. In einer Karte aus dem Jahr 1776 sind ebenfalls nur vier Teiche eingezeichnet.

Spätestens seit 1849 ändert sich die Anzahl der Teiche wieder. In einer Karte aus diesem Jahr können wir wieder fünf Weiher zählen.

Die Anzahl fünf hält sich wohl bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges und während der Dienstzeit von Förster Hubert Stoffels. Die Söhne Walter und Hermann-Josef Stoffels können sich noch an einen fünften Weiher im unteren Teil der Landshuber Wiesen erinnern. In der Topographischen Karte 1:25.000, Blatt 5512 Montabaur sind in den Ausgaben 1958 und 1962 immer noch fünf Fischteiche eingezeichnet. Das ist lediglich eine Bestätigung, dass ein zusätzlicher Weiher am südwestlichen Ende der Landshuber Wiesen existierte. Im Zeitraum von 1960 bis heute besteht der Teich, im Widerspruch zur TK25, nicht mehr, lediglich Reste des Dammes kann man noch erkennen.

Der Sohn des Vorgängers meines Vaters, Dr. Elmar Dreymann kann sich  schon nicht mehr an einen fünften Weiher erinnern: „Zu unserer Zeit (1948 bis 1960) gab es definitiv nur 4 Teiche, von denen mein Vater die zwei oberen gepachtet und mit Fischen besetzt hatte. Im 3. Teich (alle von oben gezählt) wurde im Sommer gebadet und im Winter auf ihm Schlittschuh gelaufen. Mit dem 4. Teich hatte es eine Besonderheit: Zu Beginn „unserer“ Zeit war der Damm gebrochen und der Teich ohne Wasser. Mitte der 50er Jahre hatte mein Vater den Auftrag, den Damm zu reparieren. Er machte dieses auf klassische Weise mit einem Kern aus Ton. Leider gab es nach der Fertigstellung ein heftiges Hochwasser. Der seitliche Überlauf konnte die Wassermassen nicht vollständig ableiten. Folglich wurde der Damm in der Mitte überspült und brach erneut wieder. Ich glaube, dass danach der Damm mit einem Beton-Kern repariert wurde. Von einem fünften Teich habe ich absolut keine Kenntnis.“

Erste Abbildung des „fünften Landshuber Weihers“ aufgetaucht.

Fünfter Landshuber Weiher
Ansichtskarte mit fünftem Weiher wurde am 21.10.1935 versendet. (Im Besitz von Helmut Baaden, Ransbach)

1961, Förster Hans Groß lässt, zusammen mit seinem Mitpächter Jakob Schwaderlapp aus Baumbach, den ersten Weiher ab. Bei dem sogenannten Abfischen werden im Laufe der Zeit nicht nur Fische eingesammelt, sondern auch so manch altes Teil im Schlammboden geborgen. So etwa historische Mönchstaubretter (bitte klicken) oder Scherben einer sehr alten Gebrauchskeramik (bitte klicken).

Berufsjäger Leo Göttlicher mit Förster Hans Groß und Sohn Detlef am Seerosenweiher, 1960.
Pächter Dr. Kramann mit einem 7 Pfund-Hecht. (Foto: Fam. Dr. Kramann)
Weg zu den Landshuber Weihern
Weg zu den Weihern vom Landshuber Parkplatz 2019, vor dem großen Fichtenabtrieb.

Die Landshuber Weiher sind heute hauptsächlich mit Schleien und Karpfen besetzt. Ab und an beißt auch mal ein Hecht an. Interessant ist die Tatsache, dass Barsche von Weiher zu Weiher wandern! Wie kann das geschehen? Die Antwort darauf geben uns die Wildenten. Diese schwimmen auf der Wasserfreifläche und im Schilfbereich, tauchen immer wieder, und abgelaichte, schleimige und  klebrige Laichfäden der Barsche heften sich an die Füße und das Gefieder der Enten. Wechseln diese den Teich, so erhält der Barschlaich einen Freiflug zum nächsten Weiher, um dort zu schlüpfen.

Nicht nur die Pächter der Landshuber Weiher erfreuen sich an ihrem Fischbesatz, sondern auch Jäger, wie beispielsweise der hier heimische Fischreiher. Die Tatsache, dass Reiher gern alleine jagen, nutzt man immer wieder aus, um Reiherattrappen aufzustellen, die ihre Wirkung zeigen, indem die Fischreiher sich von den Weihern fern halten. Dieser Zustand hält leider nicht sehr lange an.

Handlungsbedarf: Fischreiher setzt zum Flug an, nach erfolgreicher Jagd.
Pächter Jochem Keller reagiert mit einer Reiherattrappe.
Täuschend echtes Modell.

Seit geraumer Zeit fliegen immer wieder Kormorane in Gruppen von 5-6 Tieren in die Landshuber Weiher ein. Eine für die Landshuber Gegend eher exotische Tierart. Der Pächter der beiden oberen Weiher berichtet, dass die Kormorane sich auf der Wasseroberfläche niederlassen, sich die Fische gegenseitig zutreiben und dann abtauchen, um die Beute zu fangen. So gelingt es ihnen, die beiden Teiche innerhalb kurzer Zeit zu leeren! Allerdings fällt es den Kormoranen schwer, auf der relativ kurzen „Startbahn“ der Weiherfläche abzuheben. Angler und Fischteichbesitzer fordern immer wieder die Dezimierung der Wasservögel. Seit dem 27.02.2009 dürfen in Rheinland-Pfalz Kormorane wieder geschossen werden. Unter Einhaltung der Schonzeit zwischen dem 15. Februar und dem 15. August

„Goldene Zeiten“  haben im dritten Landshuber Weiher vor geraumer Zeit begonnen. Sind es Goldfische oder welche Exoten bewegen sich hier dicht an der Wasseroberfläche? Es handelt sich um Koi-Karpfen, die 2015 aufgrund der Rückbaumaßnahmen des Kalterbach-Sees bei Hillscheid zusammen mit Schildkröten unwissentlich mit dem gesamten Fischbesatz in den Landshuber Hüttenweiher überführt wurden.

Auch Wildenten stellen sich regelmäßig im Bereich der Weiher ein, und treffen die dort eingewanderten Schildkröten. Ab und zu besuchen auch Nilgänse die vier Gewässer. Diese exotischen Gänse dürfen ebenfalls seit 2013 vom 01.- 31.08. und vom 01.11.- 15.01. in Rheinland-Pfalz bejagt werden. Teichhühner werden im Moment keine gesichtet. Nager wie z.B. die Bisamratte sind zur Zeit auch nicht anwesend. Allerdings bemerkt Herr Keller, Pächter der ersten beiden Weiher, dass er Hinweise auf eine Tierart erhält, die wohl im seichten Wasserbereich Krebse aus dem Schlamm ausgräbt, diese ans Ufer bringt, sie dort säuberlich zerteilt und verspeist. Ob es sich hierbei um einen Otter oder gar einen Waschbär handelt, kann bisher nur vermutet werden. Der farbenprächtige Eisvogel hat ebenfalls wieder sein Revier an den Landshuber Weihern. Als sehr gute Schwimmerin lauert eine Ringelnatter am Seerosenweiher, um ihre Beute im Wasser oder im Sumpfgebiet zu jagen.

Ringelnatter

Diese sonderbaren Gebilde haben wir in der Nähe der Landshuber Weiher angetroffen. Es scheint so, als würde den Ästen Haare wachsen. Tatsächlich handelt es sich bei diesem Phänomen um sogenanntes Haareis, welches sich entlang von Pilzfäden bildet, die unter der Baumrinde abgestorbener Äste leben. Diese Pilze sind im Winter bei nicht allzu tiefen Temperaturen aktiv. Das Myzel produziert Gase, die das im Holz vorhandene Wasser an die Oberfläche verdrängt. Dies geschieht bei Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt, wenn das Wasser im Holz noch nicht gefroren ist, es an der geringfügig kälteren Umgebungsluft allerdings gefriert. Dabei entstehen diese märchenhaften Formen, die leider nicht lange existieren. Mit viel Glück kann man sie antreffen, vorausgesetzt, alle Kriterien passen.