Internetseite „Landshube“ führt nach 170 Jahren zwei Amerikanerinnen zu ihrer Familie

Detlef Groß führt Mutter und Tochter zum Forsthaus Landshube, die Geburtsstätte ihrer Ahnen.

Alles begann mit einer E-Mail, die ich am 13. Juli 2024 von der amerikanischen Argentur „Family Tree Tours-Travel Back to Your Roots“ erhielt:

Das Unternehmen in Washington organisiert Reisen nach Europa für Kunden, die auf den Spuren ihrer Vorfahren wandeln möchten, bevor diese nach Amerika ausgewandert sind. Im Idealfall existieren heute noch Gebäude, Dokumente, lebende Verwandte oder Personen vor Ort, die sich mit der lokalen Geschichte der Auswanderer beschäftigen. Dieser Idealfall bot sich den beiden Amerikanerinnen, Mutter mit Tochter aus Kalifornien, da sie mütterlicherseits direkte Nachfahren der Familie Klauer sind, und diese Familie ein wichtiger Bestandteil meiner Nachforschungen zum Thema „Landshube“ darstellt. Ohne die weltweite Präsenz dieser Internetseite, hätte eine „Zusammenführung“ nicht so problemlos realisiert werden können.

Landshube um 1924
1924
Forsthaus Landshube 2024
2024

Mitglieder der Familien Klauer bewohnten als Landwirte, Förster und Krugbäcker, meist in einer Person, bereits vor 1590 das Hofgut und Forsthaus Landshube. Die Krugbäckerei ist die Bezeichnung für die professionelle Herstellung und Lieferung von Wasserkrügen im Auftrag verschiedener Mineralwasser-Brunnen, wie z.B. in Niederselters. Daraus entwickelte sich besonders für die auf der Landshube alt eingesessene Familie Klauer eine sehr wichtige, zusätzliche Einnahmequelle bis Ende 1857.

Detlef Groß bei seinen Nachforschungen.

Beginnen wir mit Johann Klauer, der nach Amerika auswanderte. Er wird am 04. Mai 1798 im Forsthaus Landshube in der Nähe des Stadtteils Baumbach geboren. Er ist der Sohn von Heinrich Klauer, der ebenfalls im Hofgut Landshube auf die Welt kam und bereits mit 28 Jahren, am 16. November 1798 dort verstarb. Heinrich Klauer ist der jüngere Bruder von Johann Heinrich Klauer, von dem Martin Klauer, Fabrikant in Ransbach-Baumbach, abstammt.

Johann Klauer zieht als Ackersmann und Krugbäcker von der Landshube nach Baumbach. Aus erster Ehe mit Margaretha Krumeich aus Ransbach, stammen vier Kinder. Sie stirbt bei der Geburt des vierten Kindes. Ein Jahr später heiratet Johann die aus Ebernhahn stammende Anna Maria Steuder. Während dieser Ehe werden acht Kinder in Baumbach zur Welt gebracht.

Das erste Kind aus dieser Verbindung, Maria Helene Klauer, wird am 24. April 1837 in Baumbach geboren. Sie ist die Urgroßmutter von Elisabeth Kutsch, die am 03. September 2024 zusammen mit ihrer Tochter Detlef Groß aufsuchte, um mit diesem die Stätte ihrer Vorfahren zu besichtigen und ihren Cousin und Großcousin Martin Klauer zu treffen. Er ist Inhaber der Firma „Wilhelm Klauer und Söhne“ im Stadtteil Baumbach. Hier werden unter anderem Tonpfeifen für Weckmänner, sowie Tonröhrchen und Tonscheiben für Schießbuden produziert.

Elisabeth Kutsch (links) und Tochter Colette (rechts), Martin Klauer, Detlef Groß, Martins Tochter Jenny.
Detlef Groß und Fabrikant Martin Klauer.
Martin Klauer mit seiner Verwandtschaft aus den USA in seinem Keramikbetrieb „Wilhem Klauer und Söhne“.

Die Auswanderung 1854

Johann Klauer wandert mit seiner Familie in die USA aus. Aufgrund der sehr ärmlichen Verhältnisse hierzulande, wird eine Auswanderung vom Herzogtum Nassau finanziell gefördert. Lediglich die älteste Tochter Margarethe Klauer bleibt in Baumbach wohnen und heiratet den Wirt Johann Schupp. Wahrscheinlich führt dieser den Gasthof „Blumenröther“. Meine Vermutung stützt sich auf Dokumente (Ortsfamilienbücher), in denen Mitglieder der Familie Blumenröther Patenschaften bei einigen Kindern der Familie Schupp übernehmen.

So startet die zwölfköpfige Familie Klauer aus Baumbach (Herzogtum Nassau) von Le Havre in Frankreich die Überfahrt mit dem französischen Schiff „SS Moses Taylor“ und erreichen am 25. Mai 1854 den Hafen von New Orleans.

Auszug aus der Passagierliste der SS Moses Taylor. (mit Genehmigung der ISTG™Immigrant Ships Transcribers Guild LLC )

Eine Anmerkung noch zu den Schiffen. Bis ca. 1855 wurden nur Segelschiffe für den Trans-Atlantik-Service eingesetzt. Diese Schiffe benötigten zwischen 40 und 90 Tagen für eine Strecke. Ab 1855 schafften dampfbetriebene Schaufelantriebe in Kombination mit Segeln, die Überfahrt in 14 Tagen. Erst ab 1880 gab es dampfbetriebene Propellerantriebe. Diese Schiffe fuhren in 7-10 Tagen über den Atlantik.

Das jüngste Kind Helene Christine Klauer, welches am 31. Januar 1853 in Baumbach geboren wurde, hat die lange und strapaziöse Transatlantikpassage nicht überlebt. Sie wird auf See bestattet.

Von New Orleans reiste die Immigranten-Familie Klauer über den Mississippi River in den Norden der USA. Die am Mississippi gelegene Stadt Dubuque im Staat Iowa wurde ihre neue Heimat.

Maria Helene Klauer heiratet den deutschen Einwanderer Nicholas Kutsch, der in Bendorf/Rhein geboren wurde (damals Königreich Preußen). Der Name Kutsch ist die abgeänderte Kurzform des Namens „Kutscheid“. Höchstwahrscheinlich gibt es eine Verbindung zum „Hof Kutscheid“ in Sessenhausen. Helene und Nicholas leben bis zu ihrem Tod in Dubuque.

Maria Helena Klauer
Nicolas Kutsch

Helene und Nicholas haben 12 Kinder. Sohn August John Kutsch ist der Großvater von Elisabeth „Betty“ Kutsch. Dessen Sohn Herbert Anthony Kutsch ist Elisabeths Vater. Elisabeth Kutsch heiratet und zieht nach Kalifornien. Am 02. Dezember 1971 kommt ihre Tochter Colette auf die Welt, die zusammen mit ihrer Mutter „Betty“ vom 01.-05. September 2024 die Heimat ihrer Vorfahren (Landshube-Baumbach-Bendorf) besuchten. Es war für mich eine interessante Zeit mit den beiden, in der auch ich sehr vieles dazulernen konnte! Kurz vor ihrem Abflug am Frankfurter Flughafen sendeten sie mir folgenden Text: