Bodenschätze rund um die Landshube
Beim genauen Hinschauen kann man noch Reste der stillgelegten Kies- und Tongruben sowie Spuren von Bergwerken im Bereich der Landshube erkennen. Immer wieder fallen Pingenfelder auf, das sind trichterförmige Vertiefungen oder Mulden, häufig mit Wasser gefüllt, als Folge von eingestürzten Glockenschächten, nach Beendigung der Förderung von Ton oder Erzen in glockenähnlichen Schächten. Oft werden diese Pingen mit Bombentrichtern verwechselt.
Angelis und Schneider (1890) beschreiben unbedeutende Eisenerzvorkommen als nesterförmige Ablagerungen im Braunkohleton z.B. der Bergwerke „Vereinigung“, „Herrnacker“, „Biermaas“, „Vorsicht“, „Freudenberg“, „Wilhelm“ und „Wüstwiese“ südwestlich von Baumbach. (Angelis, Schneider, Erläuterungen zur geologischen Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten, Blatt Montabaur, Berlin, 1891, Seite 30)
Der Ton- und Erzabbau
Das Grubenfeld der Belehnung „Vereinigung“ ist eine ehemalige Ton- und Eisensteingrube (1858). Zuerst wurde Eisenstein abgebaut, später ist man auf Tonlager gestoßen. (Heuser-Hildebrandt, Birgit, Auf den Spuren des historischen Tonbergbaus im Kannenbäckerland, Mainz, 1995)
Verschiedene Grabungsaktivitäten nach Farberde, Eisenstein und Ton wurden im Bereich der Belehnung „Wilhelm“ verzeichnet. Diese Grube existiert seit 1859. (Heuser-Hildebrandt, Birgit, Auf den Spuren des historischen Tonbergbaus im Kannenbäckerland, Mainz, 1995, S.148)
Eine großflächige Eisenbelehnung mit dem Grubennamen „Biermaas“ befand sich unmittelbar südlich der A 48 und des heutigen Landshuber Parkplatzes.
Die Eisensteingrube „Herrnacker“ liegt ca. 200m südöstlich des Landshuber Parkplatzes an der A 48. Hier wurde auf eine Fläche von 30 x 50m Raseneisenstein oder Raseneisenerz abgebaut, ein nachträglich verfestigtes Gemenge aus Sand, Tonerden und Eisenoxyden. Hier hat sich eine Tagebaumulde mit einer Tiefe von 3-5m gebildet, die teilweise mit Bauschutt verfüllt wurde. (Heuser-Hildebrandt, Birgit, Auf den Spuren des historischen Tonbergbaus im Kannenbäckerland, Mainz, 1995, S.259)
In den Gruben „Freudenberg“ und „Vorsicht“ förderte man Eisenerze aus eisenhaltiger Farberde. (Heuser-Hildebrandt, Birgit, Auf den Spuren des historischen Tonbergbaus im Kannenbäckerland, Mainz, 1995, S.259)
Im Gebiet südlich der Hochstraße, wo diese auf die Landstrasse (L307) nach Hilgert stößt wurde in der Belehnung „Wüstwiese“ auch die rote Farberde abgebaut. Dieser Bereich wird von der einheimischen Bevölkerung aufgrund der roten Erde auch „An der rut Farf“ genannt.
Torfstechen unterhalb der Landshube
In der Karte von 1890 fällt der Eintrag „at“ unterhalb der Landshuber Gebäude auf. Die Legende verzeichnet hier einen Torfabbau. Hier wurde in der Aue des Hintersten Baches vor 1810 und mindestens bis 1813 Torf gegraben, meist für den privaten Gebrauch als Brennstoff. Der Beständer des Hofgutes Landshube erhielt damals für den durch die Torfgräberei an den Wiesen entstandenen Schaden eine jährliche finanzielle Entschädigung. (Heuser-Hildebrandt, Birgit, Auf den Spuren des historischen Tonbergbaus im Kannenbäckerland, Mainz, 1995, S.255)
Die Kies- und Sandgruben
Im Bereich der Wälder um die Landshube wurde vorwiegend Sand gegraben. Die Sandgewinnung erfolgte hier nicht durch ein flächenhaftes Abdecken der überlagernden Erdschichten, sondern in sogenannten „Schürfen“. (Heuser-Hildebrandt, Birgit, Auf den Spuren des historischen Tonbergbaus im Kannenbäckerland, Mainz 1995, S.162). Die Anhöhe, die die Landshuber Ländereien nördlich begrenzt, besteht aus einer mächtigen Kies-, Sand- und Schotterbank. Sie erstreckt sich von Osten nach Westen, vom „Gashäuschen“ an der Dernbacher Straße, bis zur „Nies Mühle“ im Bereich des Naturbades „Linderhohl“ in Höhr-Grenzhausen.
Die in der o.a. Karte hellbraun eingezeichnete Fläche markiert eine mächtige Bank aus Schotter, Kiesen und Sanden. Sie erstreckt sich in westlicher Richtung von der Bergstraße in Baumbach, zur ehemaligen Kieswäscherei in Höhr-Grenzhausen (Aldi) bis nach Vallendar am Rhein. Daher bezeichnet man diese mächtigen Ablagerungen auch als „Vallendarer Schotter“. Wie kommen nun diese Kiese und Sande in unsere Gegend? Vor ca. 400 Mio. Jahren, im Erdzeitalter Devon erstreckte sich hier ein 300 km breites Meer (devonische Meere), darin wurden mächtige Schichten aus Sand und Schlamm abgelagert. Unser Westerwald lag noch unter dem Meeresspiegel etwas südlich des Äquators. Aufgrund der plattentektonischen Verschiebungen befinden wir uns heute auf der nördlichen Erdhalbkugel. Aus diesen im sog. Rheinischen Trog abgelagerten Schichten entstand später das Grundgebirge (Rheinisches Schiefergebirge).
Schauen wir genauer auf den Boden auf dem wir uns rund um die Landshube bewegen, so fallen immer wieder einzelne weiße Kieselsteine in unterschiedlichen Korngrößen auf. Es handelt sich um Quarze, deren milchig-weiße Farbe für die Bezeichnung Milchquarz verantwortlich ist. An manchen Aufschlüssen am Wegrand trifft man häufig größere Gesteinsbrocken unterschiedlicher Zusammensetzung. Wie kommen die Milchquarzbrocken hier hin? Im frühen Tertiär vor ca. 60 Mio. Jahren herrschte hier ein feuchtheißes Klima, was zur Zersetzung der devonischen Gesteine des damals freiliegenden Grundgebirges führte. Nur das Material der weißen Quarzgänge bzw. Quarzadern konnte sich der intensiven Verwitterung widersetzen. Fließendes Wasser transportierte die Lockermassen fort und lagerte sie talwärts in Senken ab. So entstanden die bekannten Ton-, Sand– und Kieslagerstätten in unserer Gegend.
Aus den devonischen Gesteinen stammendes Eisen und Mangan hatte sich im Wasser gelöst. Die Metalle wurden hier durch Hinzutritt von Sauerstoff wieder ausgefällt und verkitteten dabei Sandkörner und Milchquarzbrocken miteinander.
Treten eckige bis wenig gerundete Milchquarzbrocken in einer dunkelbraunen, eisenhaltigen Bindemasse auf, so sprechen wir von einer Quarzbrekzie. Haben die Quarze überwiegend eine runde Form in diesem verkitteten Gesteinsverband, nennt man diesen ein Konglomerat.
Man muss heute schon sehr genau hinschauen, um noch Reste der stillgelegten Kies- und Sandgruben zu erkennen: Von Osten: „Kiesgrube Hubert Gerhards“ in Baumbach, „Götsche Kiesgrube“ (bitte klicken) oberhalb des Krummen Esels, benannt nach dem Pächter Richard Götsch aus Baumbach, die kleine „Kerns Kiesgrube“ direkt an der Landshube, Sandgrubenfelder am Weg vom Parkplatz zu den Weihern, Kiesgrube Hilgert südwestlich vom Bühl, kleine Kiesgrube im Wiedischen in Höhe des zweiten Weihers, die große „Kiesgrube-Gitzenheide“ östlich der „Nies Mühle“ und die „Kieswäscherei“, die im Rahmen des Neubaus der Umgehungsstraße 1971-1973 verschwindet.
Was den Abbau von Bodenschätzen rund um das Forsthaus Landshube betrifft, so ist es seit 1973 sehr still geworden. Weder Ton, Erze und Torf noch die Kiese und Sande werden heute in dieser Gegend gefördert. Es ist alles „im Sande“ verlaufen.